Tikkun für Violine und Cajon

(komponiert 2020)

Liv Migdal und Matan Goldstein gewidmet. Hier ein Video, es wurde produziert von Lemuel Grave.

Die Noten sind erhältlich bei der Universal Edition.

Werkeinführung:

Das hebräische Wort Tikkun ist ein wichtiger Begriff der jüdischen Tradition – er kann in etwa mit „Reparatur“ oder „Nachbesserung“ übersetzt werden. Bekannt ist der Ausdruck „Tikkun Olam“ – damit ist die Verbesserung der unvollkommenen Welt durch den Menschen gemeint. Tikkun kann aber auch eine freie Reflexion oder Nachdenken über Dinge meinen, besonders ein gemeinsames, dialogisches Lernen. Beim Wochenfest (Schawuot) gibt es die Tradition, die ganze Nacht lang gemeinsam mit anderen zu reden und reflektieren („Tikkun Leil Schawuot“). Hiervon ist die Komposition „Tikkun“ inspiriert, die im Auftrag von Liv Migdal und Matan Goldstein entstand und den beiden Musikern gewidmet ist. In der Violine erklingt anfangs die uralte Kantilationsmelodie des Buches Ruth, ein Text, der traditionell an Schawuot gelesen wird. Nun entwickelt sich eine Abfolge von weit ausgreifenden musikalischen Reflexionen, bei denen auch jüdische Melodien aus Orient und Okzident mit anklingen. Die Form ist offen, fast improvisatorisch – prägend ist ein dialogisches Prinzip von Violine und dem Cajon. So entwickelt sich eine musikalische Landschaft zwischen Introspektion, Ausdruckswillen, Rhythmik und Melodik, eine Schnittstelle zwischen verschiedenen traditionellen Formen und moderner, offener Perspektive. Sogar ein optionales „Ping Pong Intermezzo“ ist in der Komposition enthalten.