Telemann – Doehlemann

Andrea Chudak, Ekaterina Gorynina. Bild: Alex Adler

Das Duo Chudak – Gorynina (Sopran, Cello/ Viola da Gamba) hat sich zusammengetan, um interessante musikalische Gratwanderungen zu unternehmen. Dabei ergab sich unter anderem auch eine Zusammenarbeit mit dem Komponisten Max Doehlemann, der für die beiden das Stück „Gil Gul“ komponierte. Es handelt von der Erschaffung eines Golem, von Verwandlungen, Transformationen und magischen Räumen.

Hier eine Aufnahme von „Gil Gul“, die die beiden Künstlerinnen anfertigten. 

M. Doehlemann: Gil Gul

Die Idee des „merkwürdigen Miniatur-Musiktheaters“ und die Erschaffung neuer theatraler Räume für musikalische Darbietungen arbeitete in den beiden Künstlerinnen weiter und führte sie zu neuen Wegen und Abwegen… In dieser Verfassung stießen auf die „Singe-, Spiel- und Generalbassübungen“ des barocken Vielschreibers Georg Phillip Telemann. Es entstand die Idee, bislang unbekannte Seiten aus Telemanns Musik herauszuschälen – wobei Ihnen Doehlemann ein wenig ins Handwerk pfuschte. Daraus entstand eine Serie von Filmen, virtuos aufgezeichnet und bearbeitet von Winfried Goos. Wir danken auch dem Musikfonds für die Unterstützung, die das möglich machte.

DIE FILME

Dank der Kostüme von Pia Wessels und Elya Yalonetski verwandelten sich die beiden in die „seltsamen Schwestern“ Elsbeth und Querbeth. Elsbeth und Querbeth waren zu Lebzeiten Musen von Georg Phillip Telemann, überlebten aber die Barockzeit und geisterten seither im Norden von Berlin herum. 

Im ersten Film sieht und hört man, wie sich Elsbeth und Querbeth auf einer Verkehrsinsel bei Pankow materialisieren. 

G. P. Telemann: Sanfter Schlaf, M. Doehlemann, Tonsatz-Aufhübschung

Doch das Werk „Gil Gul“ von Doehlemann arbeitete im Verborgenem weiter. Die beiden Künstlerinnen, die sich unterdessen in eine Kiste im Keller einer Jugendstilvilla zurückgezogen haben, werden heimgesucht von geheimen kabbalistischen Beschwörungsformeln in ihren Köpfen – was im Film mittels eines neuartigen Verfahrens hörbar gemacht wird.

M. Doehlemann: Auschnitt „GilGul“ – Beschwörung

Georg Phillip Telemann (1681 – 1767) war mit über 3600 Werken einer der größten Vielschreiber der Musikgeschichte. Ungerechter Weise haftet ihm hartnäckig der Ruf eines barocken Langweilers an. Tatsächlich hat Telemann nicht nur endlose Generalbässe geschrieben, sondern auch Stilrichtungen wie  „Emo“ oder Gothic vorweggenommen, wie der folgende Film beweist.

G.P. Telemann: Zufriedenheit (M. Doehlemann, Verfremdung)

Telemann war, wie so viele Künstler heute, hoffnungslos dem Kommerz verfallen, wie die folgende Komposition „Geld“ dokumentiert. Bei diesem Film schreckte der Toningenieur nicht vor modernsten Audio-Manipulationstechniken zurück, was dazu führt, dass im Film die Gambistin singt und die Sängerin gambiert. 

G.P. Telemann: Geld

Telemann hat nur heiter-plätschernde Barockmusik komponiert? Unfug. Manche Werke von ihm sind düstere Horror-Schocker. Telemanns Tonsatz und Gamben-Behandlung zeigten hier (nur leicht dekonstruiert von Doehlemann) in diesem längeren Film ganz andere Saiten: Scary! 

G.P. Telemann: Einsamkeit (M. Doehlemann: neuer Cellopart)

Von der düsteren Spukerei erholen sich Elsbeth und Querbeth  auf einer grünen Frühlingswiese. 

G.P. Telemann: Getrost im Leiden (M. Doehlemann, Verfremdung)

Die Schwestern haben das Bedürfnis, ein wenig Make-up aufzulegen. 

G.P. Telemann: Jugend – etwas überarbeitet von M. Doehlemann

Wie auch immer man dazu steht – und ganz gleich auch, was man von den Komponisten Telemann oder Doehlemann hält, eins ist klar: Nicht jeder Komponist hat so ein Duo im Keller! 

G.P. Telemann: Neues, M. Doehlemann GilGul